"Jeder muß sterben, vielleicht sogar ich!"

Sterben

Der Vorgang des Sterbens wird je nach Kulturkreis und Weltanschauung anders verstanden, angenommen oder auch verdrängt.

In der westlichen Kultur hat sich im Laufe der letzten Jahrhunderte der Umgang mit dem Thema Sterben in Wort, Denken, sozialem Verhalten und auch in der Kunst stark verändert. Was früher - auch durch den stärkeren Einfluss der Kirche bedingt - Anlass zum Nachdenken war, ist heute vorrangig ein Thema der Medizin.

Wenn jemand "im Sterben liegt", kann das zu einem Ausweichen und zur Vermeidung des Kontakts führen. Während die Menschen früher von ihren engsten Vertrauten begleitet wurden, wird dieser Beistand heute oft vom Hospiz - oder Krankenhauspersonal erwartet. Wenige Menschen möchten sich noch der Erfahrung des Sterbens aussetzen, weil Sterben und Tod immer mehr tabuisiert werden.

Ist der Umgang mit diesem Thema auch in der Astrologie ein Tabu? Sicher weniger wie Medien uns dies in der Vergangenheit glauben ließen und auch sicher weniger in der klassisch orientierten Astrologie als in anderen ihrer Teilgebiete. In der klassischen Geburtsastrologie gibt es Methoden um die Lebenslänge eines Menschen zu bestimmen, doch ganz spezifisch, direkt und mit relativ wenig Aufwand erreichen wir gute Voraussagen mithilfe der Stundenastrologie.

Es gibt Astrologen, die es ablehnen, Fragen nach dem Tod zu beantworten, sie haben recht! Jeder Astrologe muss das eigenverantwortlich für sich entscheiden! Ich selbst werde immer sehr genau prüfen, ob ich die Frage annehmen kann. In der Vergangenheit habe ich Fragen nach dem Todeszeitpunkt beantwortet und möchte Horoskope dazu sowie die mir bekannten Regeln zu diesem Thema vorstellen.

Wie immer in der Stundenastrologie beginnen wir mit der Bestimmung der Signifikatoren. Der Fragende ist Herrscher des ersten Hauses und bekommt als Nebensignifikator den Mond. Der Herrscher des achten Hauses kann ihm den Tod durch einen Aspekt bringen.

Unwichtig ist:

Diese Vollendung gibt uns den Zeitpunkt, den wir dann in unsere Zeitvorstellung anhand der - bekannten - Regeln umsetzen. Nachzulesen ist immer wieder der Rat, das Zeitfenster nicht zu eng zu wählen (zum Beispiel bei John Frawley). Es ist wichtig, aufmerksam zu sein, bezüglich Sammlung und Übertragung des Lichtes. Aus dem Verständnis der Antiszien heraus ist ersichtlich, dass sie uns keinen Hinweis auf den Todeszeitpunkt geben können.

Fragt jemand nach dem Tod eines anderen, muss das Horoskop gedreht werden. Der erste Signifikator wird dann der Herrscher des befragten Hauses. Frage ich nach dem Tod meiner Schwester, ist es der Herrscher des dritten Hauses; dem Tod meines Angestellten, der Herrscher des sechsten Hauses. Der Mond wird nicht als Nebensignifikator genommen!

Wird das Horoskop gedreht, ist es wichtig den Herrscher des radikalen achten Hauses, aber auch den Herrscher des gedrehten achten Hauses zu untersuchen. Vielleicht ist nur einer der beiden involviert, möglicherweise aber auch beide.

Muss in absehbarer Zeit mit dem Tod gerechnet werden, gibt es weitere Hinweise, die uns den Zeitpunkt bestimmen lassen:

Mein Mann hat einen väterlichen Freund, den er oft besucht, da dieser das Haus nicht mehr verlassen kann. Er teilte mit ihm dessen Sorgen um Yvonne, seine Tochter. Sie erkrankte im 40. Lebensjahr an Bauchspeicheldrüsenkrebs. Ihr Zustand war sehr kritisch, mit ihrem Tod musste gerechnet werden.

"Wann stirbt Yvonne?"

Radix von Yvonne

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Signifikatoren

Für Yvonne nehme ich Haus sieben. Ich hatte gefragt und hatte wenig Bezug zu ihr

Merkur hat im Krebs nur Würde durch Gesicht. Er steht in starker Rezeption mit dem Mond und ist mit ihm durch eine Antiszie verbunden. Ist eine gegenseitige Rezeption der/des Herrschers des achten Hauses und der Person, um die es geht, die einzige Verbindung der beiden und gibt es sonst keinen Hinweis auf den Tod, können wir davon ausgehen, dass der Befragte dem Tod entkommt. Die Idee hinter dieser Aussage ist, dass in einer Rezeption der Tod und die Person sich mögen, der Tod ihr einen Aufschub gewährt.

Das ist in diesem Horoskop nicht so. Merkur gibt uns den ersten Hinweis für den Zeitpunkt dadurch, dass er sehr langsam ist und innerhalb von Stunden stationär wird, also stillzustehen scheint. Dies ist ein Zustand der extremen Verletzlichkeit.

Faszinierend an diesem Horoskop ist die auffällige Stellung von Sonne und Mond am DC! Die Sonne, als Sinnbild der Lebenskraft sinkt unter den Horizont. In diese sinkende Sonne läuft der Mond, Herrscher des achten Hauses - verbunden durch Antiszie mit Merkur - ein Zyklus geht zuende!

Saturn, Herrscher des gedrehten achten Haus, steht in seinem Exil und gibt diesem Neumond eine zusätzliche Gewichtung durch ein Sextil aus dem achten Haus heraus. Die Anzeichen sind so stark, vielfältig und deuten auf eine sehr kurze Zeit hin, dass ich zu der Überzeugung kam, Yvonne wird sehr bald sterben.

Yvonne starb am Tag darauf, dem 15. Juni 2007 am späten Nachmittag.

"Jeder muss sterben, vielleicht sogar auch ich", sagte mein Vater vor ein paar Monaten zu mir. Schon zu Beginn dieses Jahres hatte er eine sehr kritische Zeit. Damals machte ich ein Horoskop, das mich vermuten lie&szlih;, er würde seinen Geburtstag am 10.08.08 nicht mehr erleben; er wäre 90 Jahre alt geworden. Ende Mai musste er wieder auf die Intensivstation und ich fragte:

"Steht Papas Tod bevor?"

Radix von Papa

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Signifikatoren

Herrscher des Hauses meines Vaters, des vierten Hauses, ist Saturn. Herrscher des radikalen achten Hauses ist Mars, des gedrehten achten Hauses, die Sonne. Saturn steht in seinem achten Haus, was für diese Frage nicht aussagekräftig ist; er ist noch nicht gestorben. Mars macht keinen Aspekt zu Saturn. Aber die Sonne, Herrscher des gedrehten achten Hauses wird in weniger als einem Grad ein Sextil zu ihm bilden. Ich musste annehmen, dass sein Tod kurz bevorstand.

Mein Vater starb am 25.05. morgens um 3 Uhr in meinem Beisein; ich bin dankbar für diese letzten, friedlichen Stunden mit ihm. Er war ein berufener, begnadeter Arzt, der mir vorgelebt hat, dass es möglich ist, den Tod in das Leben zu integrieren.

Quellenangaben: